Klimaschutz springt uns überall entgegen: Ob es das Unternehmen Lego ist, das ankündigt, bis zum Jahr 2030 seine Bausteine komplett aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen. Oder die Fluggesellschaft KLM, die ihre Kunden beim Buchen eines Fluges fragt, ob es wirklich nötig sei, die beabsichtigte Strecke zu fliegen. Im Klimaschutz liegt unsere Zukunft. Auch die Immobilienbrache befindet sich in einem bedeutenden Umbruchprozess, denn Gebäude sind in diesem Zusammenhang ein wichtiger Schlüssel.
März 2020
Über 30 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland werden durch den Betrieb von Gebäuden verursacht. 2015 wurde auf der Pariser Klimakonferenz eine Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich weniger als zwei Grad im Verglich zum vorindustriellen Niveau bindend formuliert. Dies bedeutet, die CO2-Emissionen in Deutschland bis Mitte des aktuellen Jahrhunderts auf quasi Null zu reduzieren. Als Konsequenz ist ein klimaneutraler Gebäudebestand bis zum Jahr 2050 das gesetzte Ziel, wie es der sogenannte „EU Green Deal“ und der „Klimaschutzplan 2050“ der Bundesregierung statuieren. Die Stadt München hat sich das konkrete Ziel gesetzt, bis 2035 eine klimaneutrale Stadt zu sein, und unterstützt institutionelle und private Bauträger in der Umsetzung klimaverbessernder Maßnahmen.
Ökobilanzierung im Lebenszyklus der Immobilie, „Klima-Engineering“ und Dekarbonisierung* sind Schlagworte, die die Baubranche in ein neues ökologisches Zeitalter führen werden. Besonderes Augenmerk dürften Planer zukünftig auf die Mitigation legen, d. h. die Minimierung des Energiebedarfs eines Gebäudes bei gleichzeitiger Maximierung des Anteils erneuerbarer Energien. Beispielhaft demonstriert dieses Kräftegleichgewicht das bereits lang bekannte Bauen mit Holz oder die Errichtung von Gebäuden in Hybridbauweise – eine Kombination des Baustoffs Holz mit Beton.
Die Vorteile sind unschlagbar. Als heimisches, nachwachsendes Baumaterial trägt Holz eine hohe ökologische Qualität in sich. Da Holz Kohlenstoff bindet, übernimmt der Baustoff die Funktion eines CO2-Speichers. Holzbauteile wie z. B. Wandscheiben mit einer Länge bis zu 14 Meter garantieren eine hohe Maßhaltigkeit und Präzision. Sind alle Bauteile gefertigt steht einem raschen Aufbau auf der Baustelle nichts im Wege. So schnell ein Holzgebäude errichtet ist, so flexibel lässt es sich auch wieder verändern und trägt somit den Anforderungen einer dynamischen Gesellschaft Rechnung.
Handelt es sich um ein reines Holzgebäude, fallen lange Trocknungs-und Belüftungszeiten weg. Holz atmet und verhilft zu einem gesunden Raumklima. Nicht selten lassen sich Holzbauten aufgrund der guten Dämmwerte als Niedrigenergiehäuser umsetzen. Auch gestalterisch steht der Holzbau einem Betonbauwerk nicht nach. Die stetige Weiterentwicklung der statischen Möglichkeiten und der Brandschutztechnik ermöglicht innovative Wohnkonzepte im mehrstöckigen Bereich. Kannte man früher Holzhäuser aus dem Bereich „Fertig-Einfamilienhaus“, erkennt man heute Holzbauten von außen kaum noch, wenn der innenliegende Baustoff nicht über die Fassade einen Ausdruck findet.
Beispielhaft hierfür ist das Hybrid-Hochhaus SKAIO in Heilbronn, das 2019 als Teil der Bundesgartenschau fertiggestellt wurde. Die Wände und Decken aus Holz machen den überwiegenden Teil der Konstruktion aus, der Erschließungskern und das Sockelgeschoss wurden aus Stahlbeton gefertigt. Das Gebäude am Neckarufer ragt 34 Meter in den Himmel. Global gesehen ist das nicht viel, immerhin plant man in Tokio derzeit ein 350 m hohes Holzhochhaus. Wir sind gespannt, wo die Reise der Holz-und Hybridbauweise hingeht.
*Glossar
Quellen
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