Pornoschaltung und Bananensattel, Geweihlenker und Sissybar: In den Siebzigerjahren prägte das Bonanzarad das Straßenbild und Lebensgefühl einer ganzen Generation. Zum 50. Geburtstag feiert die rollende Legende ihr Comeback: Nicht als billige Kopie, sondern als Original im Neuzustand.
Februar 2020
Ein amerikanischer Fahrradhersteller beobachtet, dass Kinder Chopper-Lenker und -Sitze an ihre Fahrräder schrauben – und konzipiert den „Highriser“. Das Rad kommt für 50 Dollar auf den Markt und wird ein Millionenerfolg. Die erste deutsche Version erscheint 1968: Versandhändler Neckermann bietet die von Kynast in Quakenbrück gebauten Fahrräder unter dem Namen „Bonanza“ an. Eine Legende ist geboren! Erst Ende der Siebzigerjahre werden die kultigen Tret-Harleys von geländetauglichen BMX-Rädern abgelöst.
Vor 20 Jahren macht Vintage-Liebhaber Christoph Dieckmann aus Köln eine aufregende Entdeckung. Im „Bonanzarad-Bernsteinzimmer“ von Hersteller Kynast verbergen sich noch tonnenweise Originalteile: Lenker, Sättel, Schaltkonsolen, Federimitagabeln, Dreigangnaben, Trommelbremsen, Aufkleber.
Sogar die Originalkonstruktionspläne sind vorhanden! Dieckmann kauft den gesamten Restbestand und geht in die Kleinserien-Produktion. Nach und nach erwachen die Kultgefährte in der Werkstatt des Bonanzarad-Spezialisten zu neuem Leben – so lange, bis alle Teile verbaut sind.
"Mit einem Bonanzarad unterm Hintern bleibst du ewig jung", glaubt Christoph Dieckmann. Für ihn geht es um ein Stück Lebensgefühl, das Wiedererleben der Jugend, die Freude am Tunen: Vom Afri Cola-Halter bis zur Chromhupe, vom Tacho bis zum Wimpel des Lieblingsvereins, die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Wer heute ein Bonanzarad sein eigen nennt und mit wehendem Fuchsschwanz der Sonne entgegenradelt, der kann es immer noch spüren: das kleine Glück. Und die ganz große Freiheit.
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